Eine Positionsbestimmung zur Strategie für die ländlichen Regionen Europas

ECOVAST 2006

Die Papiere und Diskussionen zu diesem Thema können auf dem Dorfwiki gefunden werden, einer Site betrieben von Franz Nahrada, Vorsitzender von ECOVAST Österreich.

 

Die globale Gesellschaft und Europa sind zur Zeit tief betroffen von dem ernsthaftesten und dramatischsten Wandel der jüngsten Geschichte. Er geht zurück auf verschiedene Ereignisse. Dazu gehören das Bevölkerungswachstum, die schlechte Nahrungsmittelversorgung, die übertrieben starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, der schnelle Fortschritt der Technologie und die geringe Rücksichtnahme auf Ethik und Ökologie bei der Entwicklung . Humane Ökologie ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit des baulichen und natürlichen Erbes.

Europa kann und sollte basierend auf einem Ansatz, der die einzigartige Identität der vielen unterschiedlichen Teile des Kontinentes und die Erfahrungen, die aus der Geschichte, Kultur und Landwirtschaft gezogen werden können, würdigt, eine führende Rolle bei der Benennung und Verbesserung der Antworten auf die globalen Prozesse einnehmen.

Im Zusammenhang mit der Entscheidungen des Europäischen Parlaments im Juni 2005 und im Europäischen Rat im Dezember 2005 über einen Europäischen Landwirtschaftsfond für ländliche Entwicklung (ELER), präsentiert ECOVAST eine Stellungnahme, um die Fortschritte seit dem ECOVAST-Dokument von 1994 "Eine Strategie für das Ländliche Europa" aufzuzeigen.

ECOVAST möchte die Einbindung der ländlichen Gemeinden in die integrierte ländliche Entwicklung innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft verwirklicht sehen, und zwar in einer aktiven Partnerschaft mit den Produzenten: landwirtschaftliche Betreibe und Ernährung, Wald, Fischerei, Bodenabbau, Energie und Landschaftsmanagement.

Die einzigartigen ökonomischen, sozialen, kulturellen und umweltbezogenen Eigenschaften der ländlichen Kleinstädte und ihres Hinterlandes, der Dörfer und Landschaften, sind von spezifischem und hohem Wert für alle Europäer, insbesondere, um die Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse mit den Produkten und den Produzenten in ihrem Hinterland zu verbinden. Kleinstädte und Dörfer sind ein Wert Europas und ECOVAST schiebt gerade ein Projekt mit dem Titel “Aktion zur Stärkung Europäischer Kleinstädte (Action to Strengthen Small European Towns), ASSET, an .

Der Vielfalt der ländlichen Ausprägungen (z.B. Küstenräume, Inseln, Stadtrandbereiche - die Landschaften um Städte, abgelegene Gebiete, Überflutungsebenen und Gebirgsregionen) muss in der Politik für ländliche Entwicklung durch einen flexiblen Ansatz Rechnung getragen werden, der es den örtlichen Gemeinschaften in der Zivilgesellschaft ermöglicht, die lokalen politischen Leitlinien und die Methoden der Finanzierung und Durchführung zu beeinflussen.

Das grundlegende Erscheinungsbild und die charakteristischen Eigenschaften der ländlichen europäischen Regionen sind ihre Landschaften - die meisten ein Resultat bäuerlicher Landwirtschaft im Laufe der Geschichte. Andere Elemente der Zivilisation (z.B. Siedlungen, Gewerbe- und Industriebereiche, Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft und Tourismus) formen die Regionen und Landschaften auch, aber die Mehrheit der Fälle ist der landwirtschaftliche Charakter in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, einschließlich Waldgebieten und anderen Lebensräumen, das grundlegende Element der Landschaft.

So bieten Landwirte der Gesellschaft zwei Produkte an, für die sie ein angemessenes Einkommen erhalten sollten: Nahrungsmittel und Kulturlandschaften. Die Produktion von Nahrungsmitteln ist schon immer ein zentraler und traditioneller Teil der Identität der Landwirte gewesen, während "Landschaft" als Nebenerscheinung ihrer Arbeit entstand. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir den Wert dieses Sekundärproduktes zu schätzen wissen. Landschaft beginnt langsam, von der Öffentlichkeit und den Regierungen als zusätzlicher Teil der Identität der Landwirte gesehen und verstanden zu werden. Der Schritt zur "Neuen Agenda 2000" ist die politische Konsequenz Europas. Die Landwirte erhalten jetzt flächengebundene Prämien werden auch für das Gestalten, Pflegen und Entwickeln der Kulturlandschaften, die für die ländlichen Regionen prägend sind, bezahlt. Dieser wünschenswerte Ansatz ist ein wesentlicher Bestandteil der nachhaltigen ländlichen Entwicklung.

Viele dieser Punkte wurden in einem Papier vom Ausschuss des Europaparlamentes für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung mit dem Titel " A bid from the Countryside " vom 14. Juni 2005 angesprochen. Es wurde für die gemeinsame Konferenz des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission in Brüssel vorbereitet, und umriss die zukünftige Strategie für die ländliche Entwicklung in der Europäischen Union angesichts der Agenden von Lissabon und Göteborg.

Nachdem ich als ECOVAST-Vertreter an dieser gemeinsamen Konferenz teilnahm, waren meine persönlichen Ansichten über die drei Überschriften dieses Berichts folgende:

Wettbewerbsfähigkeit , global angewendet, kann als schädlich für die einzigartigen Qualitäten ländlicher Gebiete, ihrer Menschen und Tätigkeiten angesehen werden. Das Gebot für ländliche Gebiete ist nicht Konkurrenz, sondern Kooperation, Partnerschaft und Hand-in-Hand-Arbeiten, nicht zuletzt zwischen Landwirten und anderen in örtlichen Lebensgemeinschaften. Ländliche Räume müssen um politische Unterstützung und die Förderung mit den städtischen Bereichen konkurrieren, die mehr Stimmen pro Hektar haben.

Zusammenwachsen (Kohäsion) erfordert die Erkenntnis, dass die Tendenz zur ländlichen Entvölkerung sich neuerdings umkehrt, bereits überwiegend dort, wo ich lebe, im Süden des Vereinigten Königreichs. Obgleich noch unerfahren mit anderen Ländern, kann diese „Gegen-Urbanisierung“ zu eine Disparität zwischen den verhältnismäßig wohlhabenden Einkommensbeziehern aus den städtischen Bereichen und der eingesessenen ländlichen Bevölkerung führen, die angesprochen werden muss. Sie hat fraglos Vorteile, zum Beispiel können die Menschen, die aus städtischen Bereichen oder anderen Ländern einziehen, traditionelle landwirtschaftliche Gebäude nutzen und restaurieren. Sie können neue Fähigkeiten in einen Ort bringen, die für die Aktivitäten der Zivilgesellschaft nutzbar gemacht werden können. Wanderungsbewegungen über die Kontinente, vermutlich durch Klimaveränderungen verstärkt, können längerfristig eine große Herausforderung werden.

Nachhaltigkeit ländlicher Siedlungen, Landschaften und Lebensräume - die Sicherung der Kontinuität - erfordert Anerkennung, eingedenk der Tatsache, dass Landschaften im Lauf der Geschichte immer Änderungen unterworfen waren. Klimaverschiebungen verursachen Veränderungen. Raumplanerische Scheuklappenpolitik, die die Priorität auf Siedlungsgebiete mit Anbindung an Öffentliche Transportmittel legt, kann zur Zusammenballung (Clustern) von Dienstleistungen in den größeren städtischen Bereichen und Verkümmern der bis dato entwicklungsfähigen ländlichen Orten führen. Die Landschaft als solche eine wertvolle spirituelle und ökonomische Ressource für den Tourismus und ein Anreiz für Investitionen, braucht die örtliche Bevölkerung, um Fauna und Flora, die zu ihrem Erscheinungsbild und Lebensraum wesentlich beitragen, zu hegen und zu pflegen.

Wenn der Mensch auf dem Lande weniger präsent ist, degeneriert das Land, wie wir es kennen. Gerade jetzt hat Europa die historische Chance, eine allgemein führende Rolle zu spielen, indem es einen deutlichen Weg eröffnet, wie den Bedrohungen der Globalisierung begegnet werden kann.

Nach der Konferenz und vor der Juni Entscheidung des Europäischen Landwirtschaftsministers zeigte sich ECOVAST als zu den Nicht-Regierungsorganisationen gehörend, die deutlich machten, dass sie den Konsens über den bevorstehenden Europäischen Landwirtschaftsfond zur Förderung der ländlichen Entwicklung (ELER) unterstützen, indem sie ein Statement mit dem Titel "Ja, zu einem ländlichen Europa" abgaben. Dies war ein Aufruf zur Bildung von lokalen Partnerschaften in den ländlichen Räumen nach dem LEADER-Prinzip.

 

Philip Turner, Präsident von ECOVAST

 

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